Abgrenzung zum klassischen Geld- und Zinssystem
Das klassische Geld- und Zinssystem birgt ohne Zweifel seine Vorteile wenn es unter anderem darum geht, Produkte aus anderen Wirtschaftsräumen – also vor allem aus jenen, in welchen das eigene Regiogeld nicht akzeptiert wird – in einer einheitlich gültigen Währung zu bezahlen bzw. über etablierte und transparente Währungsumrechnungen, Währungsschwankungsabsicherungen und ähnliche Instrumentarien verfügen zu können, also beispielsweise Währungsswaps. Um entsprechenden Warenaustausch zwischen zwei Regiogeld-Wirtschaftsräumen vornehmen zu können, müssten sich teilweise Clearingstellen dazwischen schalten, um die korrekte Verrechnung, sei es nun von Regiogeld oder aber auch von Waren, vornehmen zu können.
Die Folgen wären unweigerlich ein Steigen der Kosten aufgrund von Zuschlägen und damit in gewisser Weise auch Einfuhrrestriktionen- und Beschränkungen bzw. Vorteile des regionalen Marktes gegenüber Importartikeln. Dies ist zwar im Sinne des Regiogeldes und seiner Idee lokale Produkte und Dienstleistungen zu schützen bzw. zu stärken. Andererseits wird dadurch ein ebenso wichtiger Austausch erschwert. Angesichts dieser Tatsachen sehen sich eine (europäische) Einheitswährung und entsprechende Währungsschwankungsabsicherungen einerseits im Vorteil, da sie etabliert sind und ein problemloses Bezahlen überall in der Eurozone ermöglichen.
Regiogeld seinerseits ist eben lokal begrenzt und insofern auch eher für Transaktionen innerhalb dieses Marktes geeignet. Andererseits wird eben durch Derivate wie Swaps erneut der Motor der Spekulationen angeheizt, wie auch das Horten und Verdienen von Geld ohne dabei Mehrwert zu produzieren, gestärkt, was wiederum für das Regiogeld als sehr transparentes und auf Wertschöpfung konzentriertes Zahlungsmittel spricht.
Überall möchte Regionalgeld die an der Stärkung der lokalen Produzenten interessierten Bürger/innen dazu ermutigen, Geld nicht zu sparen, sondern immer wieder in den Umlauf zu bringen, um es und die Wirtschaft damit tatsächlich in Bewegung zu halten, von der letztlich alle profitieren. Metaphorisch gesprochen können Geldströme nur dann blühende Landschaften hervorbringen, wenn sie kanalisiert und dennoch relativ ungehindert fließen. Das übermäßige Sparen und gleichzeitige Absichern gegen einen Wertverlust des Ersparten bringen den Strom ins Stocken und Stauen.
Hier setzen nun aber auch andere Kritiker des Regiogeldes an. Da einige Regionalgeld-Systeme aktiv und in Form von Umlaufsicherungsgebühren gegen das Sparen und Horten des Regiogeldes vorgehen und damit das zeitnahe Ausgeben attraktiver machen möchten, sehen andere gerade das Sparen als langfristigen Garanten für konstanten Konsum, während 'Sparstrafzölle' wie eben die Umlaufsicherungsgebühr eher für kurzfristige Wirtschaftswachstumsimpulse sorgen. Außerdem bemängeln Kritiker, dass dadurch die individuelle Entscheidung für oder gegen Konsum gelenkt wird.
Andererseits stellen ja ebenso Zinsen auf lang- und kurzfristige Spareinlagen einen gewissen Eingriff in die Handlungs- und Entschließungsfreiheit der jeweiligen Akteure dar. Außerdem haben Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit gezeigt, dass vor allem hohe Zinsversprechungen immer auch einhergehen mit hohen Risiken, sei es durch das Fehlen der Sicherungseinlage in der jeweiligen Höhe der Sparbeträge oder auch durch Missmanagement und Spekulationen mithilfe hochkomplexer Finanzprodukte.